DIE PERLENTAUCHER VON STETTEN
SCIENCE DOC
In der kleinen Niederösterreichischen Weinbaugemeinde Stetten wurde ein besonderer Schatz gehoben, der nicht nur Paläontologen und Fossiliensammler zu Freudensprüngen veranlasste. Hier im Korneuburger Becken gibt es nämlich erdgeschichtliche Raritäten, die sonst nirgends auf der Welt zu finden sind: das größte Austernriff und die längste Riesenauster.
Vor 17 Millionen Jahren war das Korneuburger Becken Teil einer langgestreckten Flussmündung, die in ein tropisches Meer hineinreichte. Damals hätte man von Hamburg direkt bis Athen segeln können! Die Sümpfe und Insellandschaften wurden von Nashörnern, Elefanten, Flughunden und Hirschferkel durchstreift, an den Ufern der hier vorherrschenden Regenwälder lauerten Alligatoren und Haie. Beste Lebensbedingungen auch für die Korneuburger Riesenaustern.
Im Laufe der Jahrmillionen wurden diese Austernriffe durch Erosion weitgehend zerstört. Nur ein kleiner Teil davon ist erhalten geblieben und wurde nun ausgegraben.
Matthias Harzhauser, Paläontologe am Naturhistorischen Museum in Wien, ist der wissenschaftliche Leiter dieses ausgewöhnlichen Projekts. In Kooperation mit der Technischen Universität Wien werden im Rahmen des Projekts „Smart Geology“ moderne Technologien zur digitalen 3D-Vermessung des Riffs sowie zur Datenverarbeitung und Visualisierung eingesetzt. Wie es bei uns vor 17 Millionen Jahren, also „knapp“ vor der Erschaffung des Menschen, ausgesehen hat, ist so in den letzten Jahren bei der Grabung in Stetten und der Auswertung der Ergebnisse offenbar geworden.
So wurde entdeckt, dass auch Klimawandel nicht neu ist, denn schon einmal, vor 17 Millionen Jahren, kippte das globale Klima. „Anhand der ältesten untersuchten Muschel können wir genauestens vierzig Jahre des Klimas vor mehr als 16 Millionen Jahren beobachten. „, so Matthias Harzhauser.
Verstehen, was damals passierte, hilft auch heutige Klimavorgänge zu interpretieren. So nehmen auch der Glaziologe Georg Kaser von der Universität Innsbruck und der Meteorologe und Geophysiker Manfred Dorninger von der Universität Wien Bezug zu diesem Austernfund und blicken in die Zukunft.